Leben mit Corona
Coronavirus! Es gibt fast kein anderes Thema mehr. Wie verändert es uns als Gesellschaft? Was macht es mit unserer Demokratie und den über Jahre erarbeiteten Freiheiten? Bis wohin können wir diese Ausnahmesituation stemmen und wann lassen unsere Kräfte nach? Ich beschließe ein Corona Diary aus Berlin zu starten. Wie sieht unser Leben mit Corona aus?
Der Anfang
Als die ersten Meldungen Anfang Januar nach Europa gelangten, dass ein hochansteckendes Virus in der chinesischen Stadt Wuhan eine Millionenmetropole lahmlegt, bin ich erschrocken, aber längst nicht alarmiert. Dass das Virus nur wenige Wochen braucht, um sich in der ganzen Welt auszubreiten, damit hat niemand gerechnet, außer vielleicht die Virologen. Jetzt ist Corona in Europa, in Deutschland angekommen und verändert alles. Wir müssen uns auf ein Leben mit Corona einstellen. Plötzlich sind wir verwundbar. Langgepflegte Selbstverständlichkeiten fallen aus oder sind verschoben. Innerhalb kürzester Zeit verändert sich unser Leben komplett. Alles ist heruntergefahren, fast bis zum Stillstand. Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich leere Straßen, der Spielplatz gegenüber: verwaist. Nur abends ahne ich, dass in den ganzen Häusern um mich herum, Menschen leben, denn fast jedes Fenster ist hell beleuchtet. Manchmal sehe ich jemanden Sport treiben oder einen Vater, der ein Baby in seinen Armen schaukelt. Es ist berührend und erschreckend zugleich.
Die Gefahr
Der Tag, an dem ich mit meinem Corona Diary aus Berlin beginne, ist ein strahlender Frühlingstag Mitte März. Es ist auch der Tag, an dem die Bundesregierung beschließt, dass ab morgen alle Geschäfte, außer Lebensmittelläden, Drogerien und Apotheken geschlossen bleiben. Genauso wie Spielplätze, Schwimmbäder und Sportstätten. Auch Kultur und Kunst findet nicht mehr statt. Zu groß sei die Gefahr sich anzustecken. An allen Orten, an denen Menschen sich begegnen, muss ab sofort Abstand gehalten werden. Was irgendwie lächerlich klingt, ist bitterer Ernst. Schon zwei Tage zuvor mussten alle Berliner Clubs, Bars und Kneipen schließen. Wer sich nicht daran hält, dem drohen Strafen und Räumung der Läden durch die Polizei. Was wird noch auf uns zukommen?
© | Stephanie Drescher