Georgien ist gerade überall. Ständig werden mir neue Bücher empfohlen, Reiseführer angepriesen, Filme und Musik aus dem Land am Kaukasus ans Herz gelegt. So als wäre Kolumbus erneut auf große Fahrt gegangen und hätte ein neues Land entdeckt, das nun – ganz den modernen Zeiten geschuldet – medienwirksam präsentiert wird. Das mag an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse liegen, auf der Georgien als Ehrengast eingeladen war. Vielleicht auch daran, dass die georgische Hauptstadt Tiflis neuerdings als Partymetropole mit dem Berlin der 1990er Jahre verglichen wird. Aber es könnte auch einfach sein, dass der Rest der Welt sich öffnet für ein Land, dessen Menschen, Künstler*innen und Autor*innen viel zu sagen haben. Wie Data Tavadze, ein junger georgischer Autor und Regisseur, der sein Stück After Party, After Life im Rahmen des Festivals War or Peace – Crossroads of History 1918/2018 im Maxim Gorki Theater zeigt. Das Festival begibt sich 100 Jahre nach dem ersten Weltkrieg auf eine Art Spurensuche. Was ist geblieben von diesem einschneidenden Konflikt? Welches Erbe hat er für die Menschheit hinterlassen? Wie wirkt er in unsere Gegenwart nach?
Schlagwort: Theater
Gutmenschen von Yael Ronen im Deutschen Theater
Wer und was ist eigentlich ein Gutmensch? Ein Mensch, der von Grund auf gut ist? Und was heißt das denn, gut zu sein? Bekommt man diese Eigenschaft in die Wiege gelegt oder lässt sich das lernen? Oder ist ein Gutmensch einer, der immer Gutes tut? Und geht das überhaupt? Denn ist das Gute für die einen, auch per se das Gute für die anderen? Wohl eher nicht. Früher, in den neunziger Jahren waren die Gutmenschen diejenigen, die auf Friedensdemos gingen, im Bioladen einkauften und Ökokleidung trugen und der Begriff war ziemlich negativ konnotiert. Das ist immer noch so, nur der Kanon der Gutmenschen hat sich ein bisschen verschoben.
Das achte Leben (Für Brilka) nach dem Roman von Nino Haratischwili
Wie schafft man es, mehr als 1000 Seiten Literatur in ein Bühnenstück umzuwandeln, und dabei viereinhalb Stunden konstant die Spannung zu halten? Wer glaubt, dass das ein unmögliches Unterfangen ist, irrt. Die Regisseurin Jette Steckel hat es zusammen mit den Dramaturginnen Julia Lochte und Emilia Heinrich gewagt und ein Bühnenepos geschaffen, das lange nachhallt. Im Rahmen der Autorentheatertage in Berlin zeigte das Deutsche Theater „Das achte Leben (Für Brilka)”. Im vergangenen Jahr wurde das Stück bereits am Thalia Theater in Hamburg uraufgeführt.