Georgien ist gerade überall. Ständig werden mir neue Bücher empfohlen, Reiseführer angepriesen, Filme und Musik aus dem Land am Kaukasus ans Herz gelegt. So als wäre Kolumbus erneut auf große Fahrt gegangen und hätte ein neues Land entdeckt, das nun – ganz den modernen Zeiten geschuldet – medienwirksam präsentiert wird. Das mag an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse liegen, auf der Georgien als Ehrengast eingeladen war. Vielleicht auch daran, dass die georgische Hauptstadt Tiflis neuerdings als Partymetropole mit dem Berlin der 1990er Jahre verglichen wird. Aber es könnte auch einfach sein, dass der Rest der Welt sich öffnet für ein Land, dessen Menschen, Künstler*innen und Autor*innen viel zu sagen haben. Wie Data Tavadze, ein junger georgischer Autor und Regisseur, der sein Stück After Party, After Life im Rahmen des Festivals War or Peace – Crossroads of History 1918/2018 im Maxim Gorki Theater zeigt. Das Festival begibt sich 100 Jahre nach dem ersten Weltkrieg auf eine Art Spurensuche. Was ist geblieben von diesem einschneidenden Konflikt? Welches Erbe hat er für die Menschheit hinterlassen? Wie wirkt er in unsere Gegenwart nach?
Schlagwort: Kultur
Die schillernden Obsessionen der Künstlerin Tomoko Nagao
Vor drei Jahren traf ich die japanisch-italienische Künstlerin Tomoko Nagao im Rahmen eines Filmprojektes zum ersten Mal. Ihr Thema sind die alten – meist italienischen Meisterwerke – die ihr als Vorlage für ihre eigene Kunst dienen. Um die Motive auf Anhieb zu erkennen, muss man sich entweder sehr gut in der Kunstgeschichte auskennen oder das Original direkt zum Vergleich vor Augen haben. So oder so, Tomoko Nagaos Kunst ist auf jeden Fall eine Reise nach Mailand wert, wo ich nun, zum Anlass ihrer neuen Ausstellung, erneut mit der Künstlerin verabredet war.
Risk Hazekamp – Social Dissolution of the West
Ein Raum, der bezwungen werden muss, das war der erste Gedanke, den Risk Hazekamp hatte, als sie die 700 Quadratmeter große Ausstellungshalle der Pennings Foundation in Eindhoven sah, in der sie Social Dissolution of the West zeigen wollte. Eine Herausforderung, die die Künstler*in gerne annahm. Sie installierte zusätzliche Säulen in den Raum, zog eine Wand ein und baute Sockelvitrinen, die sie im Raum verteilte. So strukturierte sie die Räumlichkeiten für ihre Fotografien, das gesammelte Archivmaterial und die unterschiedlichen Installationen. Herausgekommen ist ein Kunstprojekt, das einen sehr vielschichtigen Blick auf zwei Ereignisse wirft, die sich in diesem Jahr zum fünfzigsten Mal jähren.