Corona Diary – 18. März 2020

Fernsehansprache von Angela Merkel

„Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst!” Angela Merkel spricht in einer bewegenden Fernsehansprache zur Nation und macht die Lage deutlich, mit der die ganze Welt gerade umgehen muss. Sie fordert uns alle zur Solidarität auf. Was das bedeutet: Abstand halten und zuhause bleiben.

Kontaktbeschränkungen

Seit Tagen ist Frühling, alles blüht, die Sonne wärmt schon und das Leben erwacht eigentlich wieder. Die Menschen sehnen sich danach, draußen in den Cafés zu sitzen, sich im Park auf einen Spaziergang, eine Joggingrunde oder ein Feierabendbier zu verabreden, zu genießen. Aber all das soll jetzt untersagt sein, es gibt sogenannte Kontaktbeschränkungen für jeden Lebensbereich. Restaurants, Kultureinrichtungen und Sportstätten bleiben geschlossen, das soziale, gesellschaftliche Zusammensein ist auf das Notwendigste reduziert. Aber wie definiert sich Notwendigkeit? Und was macht diese Distanz mit unserer Psyche?

Der Ernst der Lage

Mich verunsichert die Situation komplett, auch wenn ich mit dem Alleinsein in der Regel keine Probleme habe, macht mich die aufgezwungene Zurückhaltung nervös. Ganz nach dem Motto, was ich nicht darf, wird zur großen Verheißung. Eigentlich war ich doch diese Woche fürs Kino verabredet, spannende Ausstellungen wollten noch besucht werden, genauso wie Theaterpremieren. Nichts davon wird in den kommenden Wochen, wahrscheinlich Monaten möglich sein.
Angela Merkel betont in ihrer Rede, wie schwer es der Regierung gefallen sei, dies zu entscheiden. „Ich weiß, wie hart die Schließungen, auf die sich Bund und Länder geeinigt haben, in unser Leben und auch unser demokratisches Selbstverständnis eingreifen. Es sind Einschränkungen, wie es sie in der Bundesrepublik noch nie gab.”

Nachmittags treffe ich nach meinem täglichen Spaziergang durch den Kiez, zufällig gute Freunde auf der Straße. Der Impuls sich zur Begrüßung zu umarmen, ist ziemlich groß und die Unterhaltung auf anderthalb Meter Entfernung fällt mir mehr als schwer. Eigentlich wäre unser Verhalten ein Zeichen von großem Misstrauen und Abneigung, jetzt soll es der Inbegriff von Zuneigung und Fürsorge sein. Ich verstehe die Welt nicht mehr, rational, ja, aber emotional brauche ich wohl noch einige Zeit mich daran zu gewöhnen.   

© | Stephanie Drescher

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